Zehntenscheune (in Ausführung)

Die mächtige Zehntenscheune geht in ihren Ursprüngen bis in die Zeit um 1600 zurück und gehörte bis 1841 dem Kloster Wettingen. Während im Ökonomieteil Scheune und Stallungen für die Zehntenabgaben untergebracht waren, wohnte der Zehntenvogt im angebauten Wohnhaus, dem Vorgängerbau des «Alten Bären». Nach der Aufhebung des Klosters wurde die Zehntenscheune zusammen mit der Krone an eine Privatperson verkauft und kam später in den Besitz der Stadt Dietikon.

Eine Nutzung mit grösstmöglicher Vielfalt

Bereits vor 50 Jahren wurde die Zehntenscheune als Kultur- und Veranstaltungsraum genutzt. Seit einigen Jahren wird erneut über eine kulturelle Nutzung diskutiert, steht doch das Gebäude seit Jahrzehnten grösstenteils leer. Einzig die Erdgeschossräume wurden verschiedentlich zu Lagerzwecken benutzt. Mit dem im Jahr 2016 gefällten Entscheid des Stadtrates, die Entwicklung der historischen Gebäudegruppe rund um die Taverne zur Krone neu auszurichten, ging schliesslich auch die Definition der künftigen Nutzung der Zehntenscheune als öffentlicher Veranstaltungsraum einher. Das am 7. März 2016 durch den Stadtrat verabschiedete Konzept «Kulturraum» sieht drei Leuchttürme der städtischen Kultur vor. Die Zehntenscheune wird darin zum «Haus der Bevölkerung». Das Gebäude soll Dietiker Vereinen, Parteien und Organisationen wie Seniorenrat, Volkshochschule und auch Privaten für Theater- und Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Hochzeiten und Bankette zur Verfügung stehen.  Zusammen mit dem künftig neu gestalteten Aussenraum wird die Zehntenscheune das historische Zentrum beleben.

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Visualisierung des Basler Architekturbüros Buol & Zünd Architekten BSA

Projektwettbewerb und Siegerprojekt Kronjuwel

Basierend auf dem Kulturraumkonzept hat der Stadtrat 2017 im ersten Halbjahr ein Wettbewerbsprogramm durch die Hochbauabteilung ausarbeiten lassen. Im Sommer wurde der Projektwettbewerb mit Präqualifikation öffentlich ausgeschrieben. Das Siegerprojekt Kronjuwel des Basler Architekturbüros Buol & Zünd Architekten BSA besticht durch die sorgfältige Lösung von Einzelaspekten, ohne dabei den Blick fürs Ganze aus den Augen zu verlieren. Ein äusserst sorgfältiger und dennoch pragmatischer Umgang mit der gestellten Aufgabe und dem wertvollen Denkmalobjekt zeichnet das Projekt aus.

Das charakteristische Tenntor vis-à-vis der Taverne «Zur Krone» wird erhalten und stellt den Hauptzugang zur Scheune dar. Das in den 1970er-Jahren eingefügte Garagentor wird durch ein attraktives neues Bauelement ersetzt, welches gekonnt die Anlieferung von Veranstaltungsutensilien und Lebensmitteln aufnimmt. Im Eingangsbereich mit grosszügigem Foyer, Ticketschalter und der zugehörigen Bar wird ein weiterer Zeitzeuge, eine alte Holzbohlenwand, inszeniert. Der freigelegte zweite Tennbogen lässt den Blick in den ehemaligen Wirtschaftshof hinter dem Gebäude schweifen. Der grosse Saal für rund 120Personen im Obergeschoss, das Kernelement der Zehntenscheune, wird vom mächtigen und historisch wertvollen Dachstuhl überspannt. Der Raum erhält mit einer neuen, bogenförmigen Holzwand eine sensibel eingefügte Gliederung zwischen Saal und Erschliessung. Von der Fluchttreppe aus dem Saal abgesehen, kommt das Projekt ohne Anbau aus. Der früher wirtschaftlich genutzte Aussenraum hinter dem «Haus der Bevölkerung» wird neu als öffentlich zugänglicher Aufenthaltsraum uminterpretiert.

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Visualisierung des Basler Architekturbüros Buol & Zünd Architekten BSA

Archäologische Befunde 

Im Rahmen der Bauarbeiten zur neuen Bodenplatte in der Zehntenscheune entdeckte die Kantonsarchäologie Zürich im Januar 2023 Überreste älterer Gebäudestrukturen. Aus diesem Grunde begannen die Archäologinnen und Archäologen mit sogenannten Rettungsgrabungen und stiessen dabei auf Spuren einer grossen Vorgängerscheune aus dem Spätmittelalter. Es konnten verschiedene Räume dokumentiert werden, die durch Holzwände auf Sockelmauern unterteilt waren. So lag im Tenn – dem Ort, wo das Korn gedrescht wurde – ein mächtiger Lehmboden, während im Futtergang des Stalls Reste eines Holzbodens vorhanden waren. Nebst diversen mittelalterlichen Funden wie Ofenkacheln, Töpfen oder Nägeln kamen auch einige Münzen zum Vorschein. Eine davon wurde vermutlich als Bauopfer unter dem Balken einer Holzwand platziert. Bei den Ausgrabungen stiessen die Archäologinnen und Archäologen auch immer wieder auf römische Ziegel, aufgrund der Nähe zum römischen Gutshof ist dies aber nicht weiter verwunderlich. Unterhalb der Lehmböden der Vorgängerscheune fanden sie zudem mehrere Gruben aus womöglich römischer oder frühmittelalterlicher Zeit, die von einer früheren Nutzung des Geländes zeugen.

Die Kantonsarchäologie schloss die Rettungsgrabungen Ende April ab und dokumentiert aktuell noch die Funde und Erkenntnisse. Seit dem 8. Mai 2023 sind die Bauarbeiten zur Sanierung der Zehntenscheune wieder im Gange. Als nächstes wird die Bodenplatte erstellt und anschliessend die innere Gebäudestruktur bis hin zum Dachstuhl ertüchtigt und ergänzt. Danach kann mit dem Innenausbau begonnen werden. Der Abschluss der Bauarbeiten ist auf Ende 2024 vorgesehen.

 

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